Künstler gegen den Krieg - Bilder für den Frieden

"Krieg oder Frieden" - über diese Alternative zu entscheiden, war seit dem Altertum die höchste Aufgabe der politisch Mächtigen - sie ist es nicht mehr. Frieden, und nur Frieden kann heute allein das oberste Ziel jeder verantwortlichen demokratischen Politik sein. Krieg steht als Mittel der Politik nicht mehr zur Disposition, auch wenn auf Verteidigung noch nicht verzichtet werden kann. HeraklitsRede des damaligen Bundesministers für Bildung und Wissenschaft, Björn Engholm, zur Eröffnung der Ausstellung Künstler gegen den Krieg - Bilder für den Frieden am 31.1.1982 in Lübeck Satz vom "Krieg als Vater aller Dinge" hat Europa und die Welt mehr als zwei Jahrtausende fehlgeleitet bis hin zu jener verbrecherischen Frage: "Wollt ihr den totalen Krieg?" .Die so gefragt wurden, haben den "totalen Krieg" bekommen. Sie hatten ihn bereits. Wir tragen an den Folgen, Wir haben jedoch nicht nur Verluste auszugleichen, Häuser und Brücken wieder aufzubauen, "die Lücken zu schließen", sondern wir haben uns von jenem gespenstischen Erbe freizumachen, das Krieg und Hoffnungen verbindet, das Krieg als beherrschbare "Operation" darzustellen sucht, das Krieg als "Blitz" oder allenfalls als vorübergehende Krankheit mit Naturerscheinungen gleichsetzt, mit denen man fertig zu werden glaubt, ja,von denen man "Befreiung" und "Reinigung" erwartet. Dieses gespenstische Erbe hat Deutschland zu einem der fürchterlichsten Brandstifter der Weltgeschichte gemacht. Wir Deutschen P.Mursch Die Macht und ihre Kinder 1981 - Mischtechnik auf Papier 86 x 60 cmhaben daher eine besondere Verpflichtung, den Frieden zu fördern, wo wir nur können. Das vorhandene Vernichtungspotential macht den großen "Krieg" mit Gewissheit zur "Endlösung" für diesen Globus. Die bestehende internationale Verflechtung lässt den Gedanken an den regional begrenzten "kleinen Krieg" sehr bald als Illusion erkennen. Krieg heute,das führt immer über kurz oder lang zur entfesselten Herrschaft technischer Machtmittel über die Menschen und zur Verwüstung des Lebens. Krieg war immer die unheilvolle Verbindung von zerstörerischer Aggressions- und Herrschaftslust und technischer Intelligenz. Ihn zu überwinden, erfordert Umdenken und Einstellungsänderungen, wie sie die Menschheit bisher wohl kaum je vollzogen hat. Wir müssen den durch die Steigerung der Mittel der Zerstörung und der Macht offen zu Tage tretenden Perversionen der technischen Intelligenz und der Herrschaft in allen Lebensbereichen P.Mursch Im Handumdrehen ist ... 1978 Acryl auf Holz 145 x 75 cmentgegentreten, nur dann wird es uns gelingen, jedes Kriegsdenken alter Art tatsächlich über Bord zu werfen. Aufklären, auch das Aufbrechen verkrusteter Bewusstseinshüllen, provozieren, auch das Treffen, damit Betroffenheit entsteht, auch das Mitteilen, damit Solidarität neuen Boden schafft, dies alles sind entscheidende Kampfbeiträge gegen den Krieg und für den Frieden. Künstler können solche Beiträge besonders wirkungsvoll leisten. Gemälde, Graphiken, oder Fotos bieten mit ihren vorsprachlichen Aussagen besondere Chancen, das steinzeitalte Bewusstseinsklischee von einer irgendwie auch heute noch bestehenden realen Alternative zwischen Krieg und Frieden endgültig auszumerzen. Die Künstler, die sich an dieser Ausstellung "Künstler gegen den Krieg - Bilder für den Frieden", beteiligen, leisten diesen Beitrag in besonders dankenswerter Weise. Sie machen als Künstler aus Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Landesverband Schleswig-Holstein der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands deutlich, dass hier das Friedensdenken an Kraft gewinnt. Eine Friedensordnung, die auf Dauer Bestand haben soll, verlangt immer auch Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, wie letztlich allein die soziale Demokratie sie bieten kann. Kein geringerer als Bismarck hat den unmittelbaren Zusammenhang zwischen obligatorischen Herrschaftsformen einerseits und der Neigung, Kriege zu entfachen andererseits, klar ausgesprochen, als er am 09.02.1876 vor dem Reichstag sagte: " Die Majorität hat gewöhnlich keine Neigung zum Kriege. Der Krieg wird durch Minoritäten oder in absoluten Staaten durch Beherrscher oder Kabinette entzündet. "Die Majorität hat gewöhnlich keine Neigung zum Kriege". Diesen Satz will ich festhalten. Darauf baut und zielt diese Ausstellung. Darauf baut und zielt die Politik der Sozialdemokraten, die auf Parteitagen formulierte ebenso wie die des Bundeskabinetts. Frieden ist nicht ein Ziel neben anderen, wie der Krieg nicht ein Geschäft neben anderen sein kann (Brecht: "Der Krieg ist nix als die Geschäfte, und statt mit Käse ist's mit Blei"). Der Frieden  ist vielmehr Ausdruck eines gesellschaftlichen wie auch eines internationalen Zustands. Diesen Zustand herbeizuführen und dauerhaft zu sichern, das ist die entscheidende Aufgabe der Politik heute, die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und von Bildungsbenachteiligung gehört ebenso dazu wie die Rüstungsbegrenzung. Frieden und nur noch Frieden darf heute das Ziel der Politik sein. Wir müssen dafür sehr viel altes Denken und sehr viele alte Einstellungen ablegen. Wir sind dabei, das zu tun, und wir kommen bei diesem Bewusstseinswandel, davon bin ich überzeugt, Schritt für Schritt voran, nicht zuletzt weil wir zunehmend bereit sind, auch auf die Künstler und ihre Aussage zu hören.
Rede des damaligen Bundesministers für Bildung und Wissenschaft, Björn Engholm, zur Eröffnung der Ausstellung "Künstler gegen den Krieg - Bilder für den Frieden" am 31.01.1982 in Lübeck,

 P.Mursch Hiroshima 1978 - Öl auf Leinwnd 100 x 120 cm Folgende Künstler*innen waren an dieser Ausstellung beteiligt, Gerhard Bettermann, Annegret Bock, Heidrun Borgwardt,  Harald Duve, Renate Ernst, Uwe Fossemer, Jürgen Frey, Erhard Göttlicher, Jürgen Grenzemann, Marianne Gymnopulos, Bruno Kirstein, Carl Lampertz, Peter Mursch, Peter Nagel, Eberhard Oertel, Hans Paukstadt, Peter Penzek, Jürgen Pieplow, Claus Vahle.
Obwohl  ich parteilos bin und die Politik  der SPD damals wie heute in einigen Fällen kritisch sehe, habe ich an dieser Ausstellung teilgenommen, denn das Thema "Künstler gegen den Krieg - Bilder für den Frieden" war mir persönlich sehr wichtig. - Das Bild Hiroshima" wurde in verschiedenen Ausstellungen mit unterschiedlichen Bildschirminhalten gezeigt. Die Lübecker Version hatte einen Spiegel, der hiermit das Spiegelbild der Gesellschaft symbolisierte. Eine Ausstellung in Norderstedt zeigte ein Liebespaar. Das Bild wurde bei Nacht und Nebel abgehängt, weil die Besucher der Kirchengemeinde es als pornografisch empfanden. Die mitausstellenden Künstler zeigten sich solidarisch und wollten ihre Bilder abnehmen. Daraufhin wurde mein Bild wieder aufgehängt. Die neueste Variante von "Hiroshima" ist zu sehen mit dem Inhalt "Bildstörung".

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